Drogenkunde bezeichnet das eigene Wissen über die Substanzen, die du konsumierst oder konsumieren willst, aber auch wie und in welchem Umfeld du sie gebrauchst. Ein gutes, allgemeines und auch konkretes Drogenwissen hilft dir dabei Gefahren bewusst zu vermeiden und bestmöglich mit der Substanz umzugehen.
Kernfragen der Drogenkunde
Woher weiß ich überhaupt etwas über die Substanz, die ich gebrauche? Wie gebrauche ich sie, sodass auch die von mir gewünschte Wirkung eintritt? Wie nehme ich die Substanz am Besten zu mir? Wann bin ich wieder nüchtern? Wie verhindere ich es abhängig zu werden und welche Dosen sind gefährlich? Was genau konsumier ich überhaupt? Kann ich sicher sein, dass die Substanz einigermaßen rein ist? Mit welchen rechtlichen Konsequenzen muss ich rechnen, wenn ich mit einer gewissen Menge der Substanz erwischt werde? In welchem Umfeld kann ich frei konsumieren und meinen veränderten Bewusstseinszustand frei ausleben? Wo sollte ich das lieber vermeiden? Kann ich meiner Quelle Vertrauen?
Drogeninformationen
Meiner Erfahrung nach sind viele Drogeninformationen, die wir aus den Medien und unserem Umfeld beziehen, stark wertend. Häufig versuchen sie mehr oder weniger offensichtlich Menschen davon abzuhalten eine bestimmte Substanz zu konsumieren, oder, den Gebrauch zu bewerben (z.B. Alkoholwerbung, Mitkonsumenten*Mitkonsumentinnen). Manchmal wird auch vor Lügen nicht zurückgeschreckt und dieser Unsinn wird dann wiederum genutzt um Politik zu machen. Auch Informationen aus dem Konsumumfeld (das heißt von Freunden, Mitkonsumenten*Mitkonsumentinnen und Drogenverkäufer*innen) sind häufig falsch oder zumindest ungenau.
Wenn du auf der Suche nach guten Drogeninformationen bist, schau doch mal bei den Links. Im Zweifel kannst du auch mal kritisch googeln oder in der wissenschaftlichen Literatur suchen.
Konsumwissen
Bei legalen Drogen haben wir meist das Glück genau zu wissen, was wir konsumieren. Bei illegalisierten oder weitgehend unbekannten Substanzen (“Legal Highs”) ist das leider nicht so. Wildes drauf loß konsumieren kann hier zu Übel- und Bewusstlosigkeit, extrem unangenehmen Erfahrungen, Krankenhaus und sogar in den Tod führen. Es empfiehlt sich also zu wissen, was man in seinen Körper hinein wirft. Dazu gibt es einige Überlegungen, die aber rein hypothetisch sind und keine Anleitung darstellen sollen. Beachte, dass (anders als der Konsum) der Besitz, Erwerb, Verkauf, die Herstellung und Abgabe von sogenannten Betäubungsmitteln eine Straftat ist.
Wenn man genau wissen wollte, was man konsumiert, wäre der sicherste Weg die Substanz selbst herzustellen, aber das ist für den Großteil der Konsumenten unpraktisch (besonders bei synthetischen Substanzen) und kann selbst bei geringen Mengen schon einmal in einer Haftstrafe münden. Für die meisten Konsumenten*Konsumentinnen stellt sich also die Frage: Inwiefern kann ich meiner Quelle vertrauen, dass die Substanzen sauber sind (Stichwort: Streckmittel) und, dass ich auch wirklich das bekomme, was man mir sagt? Bei Berücksichtigung dieser Frage, würden kundige Konsumenten*Konsumentinnen Straßenverkäufer*innen meiden und sie würden (wo das sinnvoll ist) wohl die Substanzen beim oder auch nach dem Kauf wiegen. Sie würden wissen, wie die Substanz auszusehen hat und kritisch nachfragen, wenn sie nicht so aussieht (manchmal gibt es zum Beispiel unterschiedliche Salze für den Wirkstoff, aber es gibt auch Betrüger). Bei synthetischen Substanzen würden sie wahrscheinlich auf ein Testkit zurückgreifen (oder besser Drugchecking, wenn es das gibt) und auch mal die Pillenwarnungen anschauen.
Zu dem Konsumwissen gehört aber auch, wie du die Substanz gebrauchst ohne dir übermäßigen Schaden zuzufügen und größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen. So empfieht es sich zum Beispiel beim Gebrauch psychedelischer Drogen vor der Einnahme auf das Set (wie ich mich fühle und was mich beschäftigt) und das Setting (wie die Umgebung auf mich wirkt) zu achten. Hier kann es den Unterschied machen zwischen ‘Horrortrip’ und ‘Transzendenter Erfahrung’.
Konsumwissen hängt stark von der Substanz ab und entwickelt sich mit dem Machen von Erfahrungen.
Rechtliches und Soziales
Wie schon oben angedeutet, gehört zur Drogenkunde auch das Kennen des rechtlichen und sozialen Rahmens. In Deutschland ‘regelt’ das Betäubungsmittelgesetz den Umgang mit den meisten gebräuchlichen psychoaktiven Substanzen indem es sie einfach verbietet, die legalen Drogen sind anders, oder teilweise auch gar nicht reglementiert. So war zum Beispiel Azteken-Salbei, ein sehr potentes Halluzinogen, bis 2008 in Deutschland frei verfügbar und wurde erst mit seiner zunehmenden Verbreitung illegalisiert.
Auch wenn das Betäubungsmittelgesetz für ganz Deutschland gilt, so gibt es jedoch je nach Gegend unterschiedliche Handhabung und die verschiedenen Bundesländer haben auch unterschiedliche Definitionen von ‘Geringer Menge‘. So kommt man zum Beispiel in Berlin meist ungestraft davon, wenn man auf offener Straße einen Joint raucht (kann auch schief gehen!), wenn man das gleiche aber in Oberbayern versucht, ist man schnell in Schwierigkeiten.
Mit sozialer Rahmen ist gemeint, dass es je nach Umfeld auch unterschiedliche Ansichten gibt welches Verhalten okay ist und was nicht. Wenn du dir zum Beispiel in einem 5-Sterne Restaurant eine Line ziehst, hast du schnell die Polizei am Hals. Andererseits gibt es auch Umgebungen, wo das toleriert wird. Oft sind diese ungeschriebenen Regeln mit ein bisschen Nachdenken klar erkennbar und wenn nicht, wird dich eine dezente Nachfrage auch nicht gleich hinter Gittern bringen.